Reisetagebuch

20 New Caledonia - New Zealand - New Caledonia
Oktober 2014 bis Juli 2015

In Port Vila, der Hauptstadt von Vanuatu mit 30. 000 Einwohnern, haben wir nach New Caledonia (NC) ausklariert. Keine weite Reise, gerade mal 340 sm. Auch der Wetterbericht versprach eine angenehme, flotte Fahrt bei SE 6 bis 7 Bft. raumen Wind. Mit 3. Reff kein Problem. Doch in den frühen Morgenstunden legten Wind und Welle zu. Es erwischte uns eine wohl mehrfach überlagerte Mammut-Welle, donnerte weit oben ins Großsegel, weiter ins Vorsegel und prasselte dann aufs Trampolin-Netz nieder. Überall klafften Löcher und Risse in den Tüchern. Nachdem die Segel geborgen waren, versuchte ich auf dem tanzenden Vorschiff in stockfinsterer Nacht gut angeleint die ausgerissenen Trampolin-Netze zu bergen, mehr unter als über Wasser. So erreichten wir die etwas wilde Havanna Passage, die Durchfahrt ins Riffgebiet von NC. Zum Glück standen Strom von 6 kt und Wind mit uns. Kurz vor dem Dunkelwerden verholten wir uns in die erste Bucht. Morgens dann weiter zum Einklarieren nach Noumea, der Hauptstadt an der Westküste.

NC hat eine feste Bindung an Frankreich. Soweit es möglich war, wurden hier alle Schäden beseitigt.

Endlich mal wieder Leckeres aus Frankreich zu verköstigen. Obst und Gemüse gibt es auf dem Markt reichlich, aber zu Preise, da fallen einem die Augen heraus.

Landausflüge, Besichtigungen, Feste und Partys, überall Bergbau zur Nickel Gewinnung. Eine Pflanzenwelt wie in Süd Frankreich, eben eine ehemalige französische Kolonie. Ja, Noumea dürfte die modernste Stadt der Pazifik-Inseln sein. Mit Mariposa erkundeten wir die Südküste bis Iles des Pins, eine wunderschöne Gegend. Dann wird es auch Zeit nach New Zealand (NZ) aufzubrechen. Die Cyclon (Hurrikan) Saison hatte schon begonnen. Die World ARC startete auch mit etlichen Yachten nach NZ, aber das Wetterfenster sagte mir gar nicht zu. So verschob ich die Abreise um 10 Tage, was gut war, da für die gestarteten Yachten die 1. 000 sm lange Überfahrt wohl grauenvoll war. Dafür war unsere Fahrt recht angenehm.

Ausflüge in Bay of Island nach Einklarieren in Opua und zu den Great Barrier Island (Plan Bild 20-002) rundeten das Ankommen ab. In Whangarei wurde Mariposa bald an Land gesetzt. Ein großer Refit stand an, nach fast 9 Jahre Segeln mit über 50.000 sm. Für die Boots-technisch Interessierten bringe ich am Ende des Berichts eine Aufstellung aller Arbeiten, die fast 6 Monate in Anspruch nahmen und bei guter Mithilfe über 20% des Neupreises verschlangen. Auf vielfachen Wunsch werde ich demnächst auch eine bebilderte Zusammenfassung bringen hier unter "die Yacht Mariposa" wie das Schiff ausgerüstet ist, was sich bewährt hat und was nicht.

Nach Neujahr ging es dann für mich einige Wochen nach Deutschland und im Februar 2015 zurück zum Schiff, wo es dann gleich mit der Arbeit weiter ging. Einige Bilder davon in der Bilder Galerie, Nr. 20. Ostern schwimmt Mariposa wieder, und Mitte Mai, nachdem fast alles erledigt war, ging es wieder die 1.000 sm zurück nach New Caledonia. Hier gab es dann noch einige Nachbesserungen am Schiff, um dann über Bay de Prony im Süden der Insel die Inseln Lifou und Ouvea im Osten anzusteuern. (Plan Bild 20- 003).

Wunderschöne Inseln und nette Menschen - wie fast überall hier im Pazifik. Die Einwohner hier in NC sind die „Kanaken“. War das nicht früher bei uns fast ein Schimpfwort? Strände und Landschaften wie man sich eben landläufig die Südsee vorstellt. Da können die Bilder mehr aussagen als Worte. 3 Monate wartete ich hier auf die Verlängerung meiner zahnärztlichen Zulassung für Vanuatu, bis ich genug hatte vom Vertrösten, hinsegelte (nichts war getan), um dann alles in 2 Tage selbst zu erledigen. Ein tolles verschlafenes Sekretariat im Gesundheitsministerium. Dafür haben wir uns in NC mehr Zeit genommen. Hier gab es für mich nicht viel zu tun, da genügend französische Zahnärzte da sind.

Mitte August segelten wir dann nach Vanuatu im Süden zur Insel Tanna mit dem beeindruckenden aktiven Vulkan. Hier hatte der Cyclon im März am heftigsten zugeschlagen. Mehr dazu im nächsten Bericht.

Nun für die technisch Interessierten zum Refit von Mariposa. Viele fragen sich, warum so etwas nötig ist. Bei einem Haus wartet man ja auch, bis etwas defekt ist und ersetzt werden muss. Das ist bei einem Schiff ganz anders. Geht etwas auf der Strecke kaputt, kann man nicht einfach den Handwerker rufen oder schnell das Ersatzteil besorgen. Das mag noch in Küstengewässern mit Infrastruktur funktionieren, aber auf Langfahrt ist es fast unmöglich. Daher führe ich auch ein großes Ersatzteil-Lager mit dem nötigen Werkzeug mit. So ein gewartetes, sicheres Schiff ist ein Zuhause und damit irgendwie eine Lebensversicherung. Geht es unter, kann man nicht sicher sein, gerettet zu werden. Nur die Erben freuen sich dann über eine eventuelle Kasko-Versicherung.

Also hier die durchgeführten Arbeiten und Neuanschaffungen, die auch zum Teil dem Komfort dienen. Einiges dazu ist schon in der Bilder-Galerie 20 zu sehen.

1. An beiden Rümpfen wurde die nur geklebte Mittschiffs-Naht aufgeschliffen und mehrfach überlaminiert, die Kielsohle besonders stark, und mit Osmose Schutz versehen. Immer wieder kam Wasser in die Doppelschale der Kiele.

2. Der Mast wurde das erste Mal zur Überprüfung gezogen und Einiges an Draht, Bolzen, alle E-Leitungen, das Radar und die Windmessanlage getauscht. Alles Edelstahlwurde poliert, um eventuelle Risse zu erkennen. Die Rollfockanlage bekam neue Lager, mit neuer Trommel und Swifel. Alle Umlenkscheiben wurden, erneuert ebenso Beleuchtung und das komplette laufende Gut. Der Baum bekam eine Segelauffangvorrichtung (Bild), neue Persenning, der Lümmelbeschlag wurde erneuert und besser gelagert.

3. Großsegel und Fock wurden neu angefertigt, die Reserve-Fock überarbeitet und der Code Zero geändert, die Rollanlage dazu neu gelagert.

4. Die Baumstütze, die immer Korrosion zeigte, wurde entfernt und dabei festgestellt, dass der 18 mm Spanndraht - von außen unsichtbar - in der Stütze angebrochen war. (Bild)

5. Die Trampolin-Netze erneuert mit größeren offenen Maschen, damit das Wasser schneller durchlaufen kann. Das alte Netz wurde in die Segelauffangvorrichtung am Baum eingearbeitet.

6. Alle E-Winden demontiert, gereinigt, zum Teil Getriebe und Motoren überholt oder ersetzt und die Ankerwinde erneuert, wobei die alte, überholte jetzt als Ersatz dient. Auch die Kette wurde schon vor kurzer Zeit getauscht gegen eine Hochlast-Kette von 130 m.

7. Die zum Teil undichten Scheiben im Aufbau wurden neu eingesetzt. Ebenso bekamen die nach außen öffenbare Fenster kleine, nach innen öffenbare Luken eingebaut zur besseren Lüftung bei Hitze unterwegs. Macht man die großen Luken nach außen auf, kann sich eine Schot darin verhaken und die Luke herausreißen.

8. Onan-Generator und beide Saildrives wurden ausgebaut und in einer Fachwerkstatt general- überholt, ebenso die beiden Motoren. Alle Vorfilter-Gehäuse gereinigt, ebenso die Diesel-Tanks

9. Die Steuerungen und die beiden Hydraulik-Autopiloten wurden überholt und auf den neuen Stand der Technik gebracht. Ebenso wurden die Ruderlager erneuert.

10. 2 Karten-Plotter, Radar und Windmessanlage erneuert.

11. Neue 7 kg Waschmaschine

12. Neuer 380 l Umluft-Kühlschrank und 240 l Tiefkühltruhe eingebaut. Beide zusammen brauchen nun den halben Strom am Tag wie ein "Yacht-Kühlschrank" der teuren Sorte von 120 l. Nur eine Frage der Isolierung!

 13. Neues 5-flammiges Kochfeld, Dunstabzug, neue Gas-Schläuche, Regler getauscht und Leitungen getestet.

14. Gelcoat-Arbeiten zur Beseitigung von kleinen Macken.

15. Alle Seeventile erneuert und einige Schläuche dazu.

16. Bilgalarm in allen 6 Bilgen.

17. Motoralarm auch im Schiff, nicht nur am Steuerstand auf Fly

18. Schiebetür zum Cockpit neu gelagert - kleine Sache, großer Aufwand.

19. Viele Schlauchschellen , E-Leitungen und Verbinder erneuert.

20. WC überholt.

21. Wassermacher überholt.

22. Bilgpumpen z T erneuert und erweitert mit 2 großen mobile Pumpen.

23. Feuerlöscher überprüft, insgesamt 40 l Löschmittel. Zusätzlichen Löschschlauch mit Salzwasser-Pumpe, Brandflucht-Haube, 10 Rauchmelder, zum Teil vernetzt

24. Diverse Holzarbeiten.

25. Das hintere Hauptschott zeigte Risse, wurde schon mehrmals wohl schlecht repariert. Jetzt wurde vieles ausgebaut, und die Werft hat dies großflächig verstärkt und laminiert. Zählte zu den teuren, aber wichtigen Posten.

26. Solaranlage auf 2 KW erweitert mit MPP.

27. Alle Batterien erneuert, insgesamt 2.000 AH in AGM.

28. Unter Wasserschiff 3 x mit Antifouling gespritzt - ist wie 6 x gestrichen, hält 3-4 Jahre.

29. Ganzer Rumpf und Deck poliert und gewachst, ebenso Edelstahl.

30. Neuer 25 PS Aussenborder.

31. Neues kleines 2. Beiboot in Hypalon mit 2 PS, das große ist zu schwer, um es an Land ziehen zu können.

32. Neuer Kajak

33. Neues Bimini

34. Neue Außenpolster

35. Neue Sailrite Nähmaschine

36. Neuer Ersatz-Computer und großen Bildschirm, Drucker

37. Zum Teil neue Sicherheitsausrüstung

Dazu kamen noch viele Kleinigkeiten.

Das größte Problem unterwegs in abgelegene Gebiete ist einen Platz zu finden, wo der breite Cat gehoben werden kann. Dann gibt es Probleme mit der Ersatzteil-Beschaffung und Fachleuten. Gut, wenn man vieles technische selbst ausführen kann. Ersatzteile bestelle ich inzwischen alle selber, auch die Zollabfertigung mache ich. So werden dank einiger Paketdienste aus 2 Monate Wartezeit 5 Tage. Vor kurzem brauchten Volvo-Ersatzteile aus Hamburg nach Vanuatu nur 3 Tage. Ich stehe schon am Flughafen, wenn die Sendung ankommt, und habe in der Zwischenzeit alles mit dem Zoll geklärt. New Zealand ist für ein Refit im Pacific gut geeignet. Australien auch, aber um einiges teurer. Überall, wo ich bin, schaue ich mir vor Ort die Reparatur-Möglichkeiten an, damit ich im Notfall weiß, wo ich hin zu gehen habe.

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